Hinweise zum wissenschaftlichen Arbeiten

Im Rahmen des Studiums gilt es, verschiedene wissenschaftliche Arbeiten zu erstellen und zu bestehen, um Leistungen und damit Credit Points anerkannt zu bekommen. Diese schließen beispielweise Belege, Referate, Essays, Klausuren, Hausarbeiten, aber vor allem die Bachelorarbeit mit ein.

Begleitend zu wissenschaftlichen Arbeiten konsultieren Sie bitte unseren Style Guide. Diesem können Sie Hinweise zur (Literatur-)Recherche, Hinweise zu mündlichen Präsentationen und die formalen Anforderungen entnehmen. Die entsprechenden Bewertungskriterien für Hausarbeiten und Referate finden Sie ebenfalls online. Jeder Arbeit ist grundsätzlich eine Eigenständigkeitserklärung beizufügen, die Sie im Anhang des Style Guides finden. Diese Erklärung schließt jedoch nicht aus, dass Sie Ihre Arbeiten vor der Abgabe von Freund:innen oder Bekannten hinsichtlich Ihres Ausdrucks und Ihrer Sprachverwendung Korrektur lesen lassen dürfen. Ganz im Gegenteil, insbesondere bei Arbeiten, die auf Englisch verfasst werden, empfehlen wir dieses Vorgehen ausdrücklich. Über diese einleitenden Anmerkungen hinaus finden Sie im Folgenden einige Hinweise und Anmerkungen zur Praxis wissenschaftlichen Arbeitens.

 

Anmerkungen zur wissenschaftlichen Praxis

Wissenschaftliche Arbeiten konzentrieren sich zumeist auf eine oder mehrere zusammenhängende Fragestellungen und bieten für das dargestellte Problem einen Lösungsweg. Diese Problemlösung greift auf bereits vorhandenes akademisches Wissen zurück und versucht, aus der Verbindung mit den persönlichen Ressourcen der Studierenden neues Wissen zu generieren. Diese Teilhabe am akademischen Diskurs entsteht aus der Verwendung primärer (z.B. Romane, Filme, Werbeanzeigen, etc.) und sekundärer Quellen (z.B. wissenschaftliche Aufsätze oder Monographien), die in den Kontext der jeweiligen Fragestellung eingeordnet, verknüpft und mit eigenen Gedanken erweitert werden.

Da wissenschaftliches Arbeiten als Kommunikationsweg zwischen Wissenschaftler:innen dient, nicht selten auch über Landesgrenzen hinaus, gibt es einige Konventionen zu beachten. Studierende des Studiengangs Cultural Engineering erhalten zu Beginn ihres Studiums ein Tutorium, das Ihnen die grundlegenden Arbeitsmethoden der wissenschaftlichen Praxis vermittelt. Weitere Handlungskompetenzen können dann im Verlaufe des Studiums im Kompetenzbereich erworben werden: Das Modul PM 45 "Wissenschaftliche Identität und Haltung" vermittelt die wissenschaftstheoretischen Grundlagen interdisziplinärer wissenschaftlicher Arbeit.

Hermeneutik

Wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Geisteswissenschaften sind zumeist in hermeneutischer Tradition logisch-argumentierend aufgebaut, d.h. die Herleitung der Antwort auf die Fragestellung der Arbeit erfolgt über die Verknüpfung von Argumenten. Diese Argumente müssen mit Beweisen belegt werden. Diese Beweise können einerseits selbst erbracht werden, wie es bei der direkten Arbeit mit Primärquellen der Fall ist (z.B. durch die Diskursanalyse zu einer spezifischen kulturellen Praxis). Zum anderen dienen aber auch Verweise auf die Belege anderer Wissenschaftler:innen zur Unterstützung der eigenen Argumentation. Diese Verweise müssen einem bestimmten Stil folgend korrekt zitiert werden.

 

Zitieren

Es gibt viele verschiedene Zitierstile, die jedoch alle eines gemein haben: Sie sollen sicherstellen, dass Ideen, die aus fremden Quellen stammen, als solche kenntlich gemacht sind. Zitationen funktionieren somit zum einen als eine Art Qualitätssicherung des wissenschaftlichen Urheberrechts. Zum anderen erlaubt diese Praxis Wissenschaftler:innen den Zugriff auf die Ideen ihrer Kolleg:innen. Über die Zeit haben sich in gewissen Disziplinen verschiedene Zitierstile etabliert. Grundsätzlich lassen sich zwei Stile unterscheiden:

  • In-Text-Zitation
  • Fuß-/Endnotensystem

Das Zitieren mit Fuß- bzw. Endnoten findet vor allem in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern Anwendung. Handbücher dieses Zitationsstil sind u.a. das Chicago Manual of Style (CMS) oder der Oxford Style of Referencing. In den Geistes- und Sozialwissenschaften hat sich die Zitation innerhalb des Textes mit Verweis auf ein abschließendes Literaturverzeichnis etabliert, der Gebrauch von Fußnoten hingegen wird nicht empfohlen. Zitierstile dieser Art sind z.B. das in der Medizin gebräuchliche Vancouver System, der vor allem in den Sozialwissenschaften übliche Autor-Jahr-Stil der American Psychological Association (APA) und der überwiegend in den Geisteswissenschaften verwendete Stil der Modern Language Association (MLA).

Die meisten Lehrstühle bzw. Lehrenden geben in der Regel der gängigen wissenschaftlichen Praxis folgend ihren Studierenden vor, welchen Zitierstil sie benutzen sollen. Konsistenz ist hierbei jedoch meist das Hauptkriterium: Die Konventionen des jeweiligen Zitierstils müssen über die Arbeit hinweg eingehalten werden.

Im Studiengang Cultural Engineering ist der MLA-Stil als eine Form, die in den Geistes- und Kulturwissenschaften international gängig ist, durchgehend gewünscht. Bitte bachten Sie in diesem Zusammenhang unbedingt die formalen Hinweise unseres Style Guides. Hinweise zu diesen Zitierstil finden sich auf der Website der Modern Language Association sowie im von der Association herausgegebenen Handbuch. Darüber hinaus kursieren im Internet zahlreiche Handreichungen, wie nach dem MLA-Stil zu zitieren ist. Diese sind jedoch stets mit Vorsicht zu genießen und auf ihre Herkunft zu überprüfen. Verlässliche Quellen sind die Handreichungen anderer Universitäten oder die Übersicht auf der Seite des Purdue Online Writing Lab.

 

Phasen des wissenschaftlichen Arbeitens

Wissenschaftliche Arbeiten bestehen nur zu einem Teil aus der eigentlichen Schreibarbeit. Der wissenschaftliche Arbeitsprozess entwickelt sich von der Vorbereitung über Gliederung und verschiedene Entwürfe hin zum Schreibprozess und schließt mit dem Layout und Korrekturarbeiten ab. Die Vorbereitung beinhaltet in der Regel v.a. die Themenfindung und -schärfung sowie den größten Teil der Literaturrecherche. Der Überblick über die vorhandene Literatur erlaubt die Konzeptualisierung der Arbeit, die in eine Gliederung umgearbeitet werden sollte. Diese Gliederung ist keinesfalls in Stein gemeißelt, sondern wandelt sich mit dem Arbeitsprozess. Dennoch bietet sie eine hilfreiche Orientierung, um während des Schreibens den roten Faden der Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren.

An die Erarbeitung einer Gliederung schließen sich erste Entwürfe an, die Aufschluss darüber geben sollten, ob die Struktur der Arbeit schlüssig ist oder ggf. umgearbeitet werden muss. Der eigentliche Schreibprozess besteht iterativ aus dem Entwerfen der Inhaltskapitel und deren stetiger Umarbeitung bis zur Endfassung. Mitunter ergeben sich aus dem Schreibprozess inhaltliche Verknüpfungen einzelner Kapitel oder Kapitelteile, die bei der Gliederung noch überhaupt nicht bedacht wurden. Wichtig ist hierbei auch zu beachten, dass die Recherche relevanter Literatur nicht vom Schreibprozess abgekoppelt ist oder nur zu Beginn des Arbeitsprozesses betrieben wird. Neu entwickelte Gedankengänge oder eine andere Fokussierung der Fragestellung bedingen, dass auch während des Schreibprozesses ggf. weitere Quellen hinzugezogen werden.

Nach der Erarbeitung einer Endfassung beginnt die finale Arbeitsphase. Wer sich noch nicht zu Beginn des Schreibprozesses um das Layout gekümmert hat, sollte dies jetzt tun. Doch auch wenn von Beginn an mit den entsprechenden Formatierungen gearbeitet wurde, ist es ratsam, am Ende des Schreibprozesses die gesamte Arbeit noch einmal auf Unregelmäßigkeiten zu überprüfen. Vereinheitlichung des Zeilenabstands, der Schriftgröße und -art, der Absätze und Überschriften sowie die Vermeidung von Umbruchfehlern u.Ä. sollte hier angestrebt werden.

 

Argumentationsaufbau

Wissenschaftliche Arbeiten können innerhalb der vorgegebenen Kriterien mit vielen Methoden angefertigt werden. Eine bewährte Vorgehensweise, die gerade Studierenden am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere viel Struktur bietet, ist das sogenannte Stundenglas- oder Hourglass-Modell. Den Ausgangspunkt einer wissenschaftlichen Arbeit stellt die Themenfindung dar: Worüber möchte ich schreiben? Ist das Thema einmal gefunden, wird es präzisiert und zu einer These zusammengefasst. Diese bildet die engste Fokussierung der Arbeit, im Modell die Spitze des oberen Dreiecks. Dieser Fokussierungsprozess findet sich in der Einleitung wieder: Sie leitet vom generellen Thema zur präzisierten These hin und bildet für den Leser den Einstieg in das Forschungsziel der Arbeit.

Hourglass-Model

Im Inhaltsteil der Arbeit wird die These durch Argumente belegt. Diese sollten einer logischen Struktur folgen und z.B. nach ihrer Gewichtung sortiert werden. Jedes Argument bildet wiederum ein eigenes Stundenglas: Die Hauptthese ist hier der Ausgangspunkt, vor ihr ausgehend wird eine engere Sub-These entwickelt und mit Beispielen und Belegen untermauert. Sie sollten bei all Ihren Argumenten deren Relevanz für den Beleg der Hauptthese Ihrer Arbeit im Blick haben. Dieses Vorgehen schafft Struktur (der viel beschworene „rote Faden“) und verhindert, dass Sie sich in den Weiten Ihres Themas verlieren und Ihre Arbeit nicht fokussiert oder gar zusammenhanglos erscheint.

Das Fazit der Arbeit bildet den „Boden“ des Stundenglases. Ausgehend von Ihrer Fokussierung auf Ihre These und die Belege bzw. Argumente im Inhaltsteil führen Sie nun die belegte These wieder zum weiteren Thema zurück. Rekapitulieren Sie kurz Ihre These und die Argumentation aus dem inhaltlichen Hauptteil. Erläutern Sie, welche Auswirkungen sich für Sie aus Ihrer Arbeit ergeben. Welche Relevanz sehen Sie in Ihrer Arbeit? Welche Anknüpfungspunkte bieten sich z.B. für andere Wissenschaftler:innen? Das Fazit bietet Ihnen jedoch auch Gelegenheit, Lücken aufzuzeigen, die an anderer Stelle gefüllt werden sollten. Wichtig ist hierbei, nicht Ihre eigene Arbeit „einzureißen“, sondern beispielsweise zu erläutern, welche Nachteile sich aus Ihrer Methodik ergeben (die Vorteile sollten Sie im Methodenkapitel bereits dargelegt haben), oder herauszustellen, dass Ihnen Ressourcen gefehlt haben, die ein aussagekräftigeres Resultat ermöglicht hätten.

Das Stundenglas-Modell veranschaulicht, dass sich die drei großen strukturellen Teile Ihrer Arbeit ergänzen sollten, um Ihre Argumentation zu stärken. Die Herleitung der These aus dem übergeordneten Themenbereich in der Einleitung findet sich in gespiegelter Form im Fazit, wenn Sie die Belege Ihrer These in die größere thematische Relevanz zurückführen. Einleitung und Fazit bilden somit den Rahmen für den Inhaltsbereich, in dem Sie Ihre Argumentation ausgehend von der These entwickeln und diese analytisch belegen.

 

Universitätsbibliothek und Citavi

Die Universitätsbibliothek sollte für Sie stets die erste Anlaufstelle darstellen, wenn Sie mit der Literaturrecherche beginnen. Darüber hinaus bietet die Bibliothek regelmäßig Workshops und Tipps z.B. zum Umgang mit Datenbanken, Formatieren von Abschlussarbeiten, "Aufschieberitis" oder Schulungen zur Benutzung von Citavi an. Citavi ist ein an vielen Universitäten etabliertes Programm zur Literaturverwaltung. Studierende der OVGU können sich über das Universitätsrechenzentrum über eine Campus-Lizenz bei Citavi anmelden.

Letzte Änderung: 01.11.2022 - Ansprechpartner: Carsten Kullmann