Porto, 2020/21, Siska Müller
- Grundinformationen
- Nützliche Links
- Belegte Kurse
- Bewerbungsverfahren an der Hochschule
- Anreise
- Organisatorisches
- Empfang an der Partnerhochschule, Einschreibung, Campus und Studienort
- Studium an der Partnerhochschule
- Prüfungen
- Wohnen, Nahverkehr, Freizeit und Alltag
- Warum eignet sich die Universität besonders für CE-Studierende?
- Fazit
Grundinformationen:
- Name: Siska Müller
- Hochschule: Universidade do Porto
- Stadt, Land: Porto, Portugal
- Zeitraum: 14. September 2020 bis 5. Februar 2021
Für den Aufenthalt nützliche Links:
Belegte Kurse:
Kurstitel |
Kurssprache |
BA/MA |
ECTS |
Beschreibung |
Spatial Development and Planning | Portugiesisch – Suitable for English Speakers | BA | 12 | Entwicklung von Skills für die Organisation, Methoden und Analyse von Raumentwicklungsprojekten; Raumentwicklungstheorien; Benutzung geografischer Informationssysteme |
Rural Geography | Portugiesisch – Suitable for English Speakers | BA | 6 | Analyse-Methoden für den ländlichen Raum; Diversität und Multifunktionalität des europäischen ländlichen Raums; Analyse einer ausgewählten Gemeinde |
Economic and Social History of the Modern and Contemporary Periods | Portugiesisch – Suitable for English Speakers | BA | 6 | Wissenschaftliche Analyse historischer Quellen; Überblick über wichtige Phasen der Moderne; ökonomische und soziale Strukturen im Kapitalismus, Imperialismus und den beiden Weltkriegen |
Französisch B1.1 | Französisch | BA | 6 | Sprachkurs für Französisch auf B1-Niveau |
Kommentar zur Kurswahl:
Ich habe Kurse gewählt, die mich interessiert haben und zu meiner Spezialisierungsrichtung „Stadtsoziologie/Logistik“ gepasst haben.
Bewerbungsverfahren an der Hochschule:
Das Bewerbungsverfahren in Porto war recht einfach gestaltet. Allerdings ist es immer wieder passiert, dass ich länger auf Informationen und Antworten warten musste. Prinzipiell wurde mir vom dortigen International Office aber immer gut weitergeholfen, wenn auch manchmal sehr langsam. Da ich mich während der ersten Corona-Welle beworben habe, stand bis vier Wochen vor dem Semesterstart nicht fest, ob das Auslandssemester tatsächlich stattfinden wird, daher musste ich oft sehr spontan handeln. Auch wenn alles am Ende immer knapp war, es hat dennoch immer einwandfrei funktioniert.
Anreise:
Mein Hin- und Rückflug mit Lufthansa haben jeweils um die 130€ gekostet, was allerdings der Pandemiesituation geschuldet war. Üblicherweise ist der Flughafen in Porto mit Billigfluglinien, wie z.B. Ryanair, sehr günstig zu erreichen. Vom Flughafen kommt man gut mit der Metro (Linie E) oder Uber in die Stadt. Falls auch in Zukunft Testpflicht und PCR-Tests noch ein relevantes Thema sind: In Porto kosten diese im Schnitt 100€.
Organisatorisches:
Ich habe in Porto mein deutsches Konto mit dazugehöriger Kreditkarte benutzt. Bargeld braucht man in Porto wenig und wenn man es doch einmal braucht, gibt es genügend ATMs. Da Portugal der EU angehört, braucht man keinen neuen Handyvertrag und die europäische Krankenversichertenkarte reicht in Kombination mit einer Anmeldung im örtlichen Healthcarecenter ebenso aus, um alle Leistungen zu bekommen, die man als Portugiese:in auch bekommen würde. Während der Coronapandemie sollte man sich auch die Hotline der Gesundheitsbehörde SNS im Hinterkopf behalten, die ist für alles, was damit zu tun hat, zuständig.
Empfang an der Partnerhochschule, Einschreibung, Campus und Studienort:
Der Empfang an der Universität war, auch situationsbedingt, recht chaotisch. Die Einführungsveranstaltungen fanden online statt. Die Veranstaltungen danach sollten im wöchentlichen Wechsel online und in Präsenz stattfinden. Meine erste Studienwoche war online und die zweite fand in persona an der Fakultät statt. Das gestaltete den Wechsel von Kursen etwas schwierig, da man eine unterschriebene Erlaubnis der Dozenten dafür braucht. Meine Professor:innen in Porto waren leider prinzipiell gar nicht oder nur sehr selten per E-Mail erreichbar und ich musste dann hoffen, dass in der zweiten Woche alles glatt lief. Diese Fristen werden in Porto sehr genau genommen, also sollte man unbedingt darauf achten. Außerdem sollte man die dortige Uni-Mail möglichst täglich checken, da darüber auch kurzfristige Ausfälle, Terminänderungen und Zoomlinks verschickt werden.
Das Gebäude meiner Fakultät, der FLUP, ist ziemlich verwinkelt und man findet sich am Anfang schwer dort zurecht. Aber es gibt dort wirklich alles, was man für ein ordentliches Studentenleben braucht, wie z.B. eine Bibliothek, Printservices, ATMs, einen kleinen Bookshop und einen Garten. Man findet verschiedene Kantinen mit unterschiedlichen Angeboten, die alle gut bezahlbar sind. Für Vegetarier:innen und Veganer:innen ist die Auswahl allerdings teils sehr dünn oder gar nicht vorhanden. Zu empfehlen ist das Buddy-Programm der Fakultät. Mein Buddy hat mir besonders zu Beginn sehr weitergeholfen, mich im portugiesischen Unisystem zurechtzufinden.
Studium an der Partnerhochschule:
Die Kurse, die mit "suitable for English-speakers" gekennzeichnet sind, sind gar nicht mal so suitable, wie man anfangs denken mag. Da ich meistens die einzige oder nur eine von wenigen Erasmusstudierenden im Kurs war, wurden die Kurse komplett auf Portugiesisch gehalten, außer der Französischkurs, welcher natürlich auf Französisch war. Ich habe meine Zeit abgesessen, da es eine Anwesenheit von 75% im ganzen Semester gab und habe währenddessen versucht, ein paar Folien zu übersetzen. Das war am Anfang schwer, weil selbst deepl.com (mein häufigster Übersetzer der Wahl) nichts Sinnvolles ausgab, aber ich kam irgendwann gut rein. Da man in den Seminaren damit nicht immer fertig wird, sollte man sich genug Zeit zum Übersetzen einplanen. Ich hatte allerdings auch einen Kurs, in dem ich immerhin die Folien auf Englisch bekam.
Sowohl in "Spatial Development and Planning" als auch in "Rural Geography" musste ich unter dem Semester eine Gruppenarbeit anfertigen. Meine Erfahrungen mit den Gruppen war sehr unterschiedlich. Meine eine Gruppe war unglaublich hilfsbereit, hat mir bei Sprachproblemen geholfen und war auch sonst um den Kontakt mit mir bemüht. Die andere Gruppe hat mich ziemlich ausgeschlossen von der ganzen Arbeit, mit der Begründung, ich würde ja sowieso nichts verstehen. Das war dann eine etwas größere Herausforderung, zu dieser Arbeit etwas beizusteuern, aber es hat am Ende doch einigermaßen funktioniert. Insgesamt sind die portugiesischen Studierenden meistens in ihren festen Cliquen unterwegs und daher nicht immer besonders offen gegenüber Neuen. Man kommt mit ihnen manchmal dennoch in Kontakt und sonst gibt es auch genügend andere Erasmusstudierende, die noch Freunde suchen und man muss keineswegs sein ganzes Unileben allein verbringen.
Prüfungen:
Ich habe gefühlt das ganze Semester über kleinere Tests und kritische Resümees geschrieben sowie Gruppenarbeiten angefertigt. Wenn man als CE-Student:in seine ECTS mit nach Hause nehmen möchte, wovon auszugehen ist, sollte man genügend Zeit fürs Lernen einplanen. Wir mussten unsere Gruppenarbeiten beispielsweise in Etappen abgeben, das bedeutete, ca. alle vier Wochen gab es einen Abgabetermin für drei Kapitel. Die Gruppenarbeiten wurden mit einer Präsentation am Ende des Semesters abgeschlossen. Ab und zu kam mein Spatial Development-Prof in den Raum, knallte uns überraschend ein paar Prüfungsbögen auf den Tisch und wir durften dann ein kritisches Resümee des an diesem Tag gehaltenen Gastvortrags schreiben. Ich war das erste Mal komplett überfordert, weil ich von dem Vortrag vielleicht ein Viertel verstanden hatte und auch keinen Plan hatte, wie man so ein kritisches Resümee schreibt. Das zweite und dritte Mal war es dann immer noch hart, aber etwas besser.
In meinem Französischkurs mussten wir regelmäßig Hausaufgaben abgeben, haben unterm Semester mehrere Tests geschrieben und mussten am Ende als mündliche Prüfung einen zehnminütigen Vortrag zu einem Thema unserer Wahl halten.
Abgeschlossen wurden alle Fächer, außer Französisch, mit einer Klausur. In Geschichte hatte ich sogar ein Open Book Exam, was ich ziemlich ungewohnt fand, aber was mir auch richtig Spaß gemacht hat, weil ich zur Abwechslung mal nicht jeden noch so kleinen Fakt auswendig können musste.
All diese Überprüfungen konnte ich auf Englisch ablegen. Ich musste aber wirklich viel dafür tun und man sollte nicht darauf hoffen, dass man einen Erasmusbonus bekommt. Es gibt Professor:innen in Porto, die auch die Erasmusstudierende gnadenlos durchfallen lassen.
Wohnen, Nahverkehr, Freizeit und Alltag:
Die Preise für Apartments in Porto sind ungefähr auf Magdeburg-Niveau. Allerdings sind die Wohnstandards dafür nicht so hoch wie in Deutschland. Es gibt üblicherweise keine Zentralheizungen, was selbst im milden portugiesischen Winter ganz schön kalt werden kann. Man sollte sich also unbedingt warme Sachen einpacken, die sich im Zwiebellook übereinanderlegen lassen. Da das Wetter zeitweise sehr feucht ist, sollte man auch auf Schimmel achten und einen Waschsalon mit Trockner in der Nähe haben, sonst hat man irgendwann nichts mehr zum Anziehen. Meine WG habe ich auf www.erasmusu.com gefunden, aber es gibt auch noch einige andere einschlägige Wohnungsportale und man findet recht einfach eine angenehme Bleibe.
Was den Nahverkehr betrifft, kann man in Porto nahezu jede Ecke mit dem Bus oder der Metro erreichen. Im Zentrum ist außerdem alles fußläufig erreichbar, die Wege sind recht kurz und vor allem schön anzusehen.
Über die Freizeit und den Alltag in Porto kann ich nur recht wenig sagen, ich war teilweise recht eingeschränkt von den Coronamaßnahmen. Spaziergänge durch die Stadt waren allerdings immer erlaubt und haben sich auch jederzeit gelohnt. Man kann oft etwas schönes Neues finden, was man vorher noch nicht gesehen hat und es gibt viele Parks und Gärten, die gut gepflegt werden. Das Essen in Porto ist sehr einfach, aber vor allem gut und günstig, man kann sich also öfter mal einen Restaurant- oder Cafébesuch gönnen. Auch Reisen in die Umgebung sind sehr günstig, entweder über das ESN (Erasmus Student Network) oder mit dem Zug.
Wenn die Möglichkeiten, etwas zu unternehmen, recht eingeschränkt sind, ist es natürlich schwer, viele Freunde zu finden. Das habe ich übrigens auch nicht und es ist gar nicht mal so schlimm gewesen wie anfangs erwartet. Ich habe meine WG gehabt und an der Uni ein paar Menschen getroffen, die ich sehr mag. Ich habe es genossen, so einen intensiveren Kontakt zu diesen neuen Freunden zu haben, als ich ihn wahrscheinlich unter normalen Umständen gehabt hätte.
Warum eignet sich die Universität besonders für CE-Studierende?
An der Universidade do Porto kann man sich sowohl im kulturwissenschaftlichen als auch im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich profilieren. Die Auswahl an Kursen ist relativ groß, sofern man sich zutraut einem Kurs, der komplett auf Portugiesisch gehalten wird und in dem man lediglich Prüfungen auf Englisch schreibt, zu folgen.
Fazit:
Insgesamt habe ich meinen Aufenthalt in Porto trotz der widrigen Umstände sehr genossen. Die portugiesische Mentalität und Kultur ist einfach wunderbar und wenn man die mit der Sprache verbundenen Startschwierigkeiten überwunden hat, macht selbst das Unileben richtig viel Spaß. Wirklich schlechte Erfahrungen habe ich in Porto nicht gemacht. Ich wurde zwar von den Coronamaßnahmen eingeschränkt, die auch Ausgangssperren ab 13 Uhr am Wochenende beinhalteten, aber diese Zeit habe ich dann eben mit meiner WG verbracht und wir haben gemeinsam etwas gekocht oder gespielt. Ich habe gefühlt nur fünf Menschen und einen Hund kennengelernt und sie alle sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich habe diese Zeit sehr genossen und ein paar Freunde für’s Leben gewonnen. Ich habe mein erstes Weihnachten fern von zu Hause verbracht und es war eines der besten meines Lebens. Ich habe nicht so viel vom Land gesehen, aber dafür von Porto. Und alles, was ich nicht gesehen habe, kann ich immer noch sehen, wenn ich wieder einmal nach Portugal komme. Denn eines weiß ich ganz sicher: Diese Stadt und dieses Land sind so toll, dass ich auf jeden Fall noch einmal dorthin fahre!