Wrocław, 2021/22, Aleksandra Rutkowska
- Grundinformationen
- Nützliche Links
- Belegte Kurse
- Bewerbungsverfahren an der Hochschule
- Anreise
- Organisatorisches
- Empfang an der Partnerhochschule, Einschreibung, Campus und Studienort
- Studium an der Partnerhochschule
- Prüfungen
- Wohnen, Nahverkehr, Freizeit und Alltag
- Warum eignet sich die Universität besonders für CE-Studierende?
- Fazit
Grundinformationen:
- Name: Aleksandra Rutkowska
- Hochschule: Uniwersytet Wrocławski
- Stadt, Land: Wrocław, Polen
- Zeitraum: 29. September 2021 bis 7. Februar 2022
Für den Aufenthalt nützliche Links:
Belegte Kurse:
Kurstitel |
Kurssprache |
BA/MA |
ECTS |
Beschreibung |
"Hier spricht jeder Stein...": Erinnerungskultur(en) in Wrocław | Deutsch | BA | 5 | Der Kurs behandelt die Geschichte der Stadt Breslaus, die 1945 Wrocław wurde, anhand verschiedener Aspekte, stellt aber auch Bauwerke in den Mittelpunkt und gibt so die Möglichkeit, die Stadt aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. |
Polen - Deutschland - Europa: konfligierende Erinnerungskulturen? | Deutsch | BA | 5 | Dieses Seminar nimmt die Theorien der Erinnerungskulturen als Grundlage, um ihre gegensätzliche Auslegung und Gestaltung in Deutschland und Polen zu diskutieren. |
Transition from Liberal to Illiberal democracy in the Central and Eastern Europe: Cases of Poland and Hungary | Englisch | BA | 5 | In diesem Seminar wird der schleichende Prozess der Ent-Demokratisierung in Polen und Ungarn mithilfe der Analyse von Ereignissen und dem Vergleich von politischen Systemen im Allgemeinen beleuchtet. |
Deutsch-polnische Filmbegegnungen | Deutsch | BA | 6 | Das Seminar zeigt mittels verschiedener Filme, die im deutsch-polnischem Kontext betrachtet werden, die Entwicklung der Filmgeschichte beider Staaten bis ins 21. Jahrhundert auf. |
Are the Poles Traditionalists? Polish Contemporary Literature | Englisch | BA | 5 | Anders als der Titel vermuten lässt, geht es hier nur zum Teil um die Gegenwartsliteratur, denn es wird vor allem ein Blick auf die Geschichte der polnischen Literatur und ihrer bekanntesten Figuren geworfen. |
Polish Cinema: History, Culture, Industry | Englisch | BA | 6 | Anhand von insgesamt dreizehn polnischen Filmen, die wir im Voraus geschaut und im Seminar diskutiert haben, wurde die Entwicklung des polnischen Kinos im Laufe der Zeit mit einhergehenden politischen Ereignissen betrachtet. |
Kommentar zur Kurswahl:
Die gewählten Kurse dienen einer themenspezifischen Vertiefung im kulturwissenschaftlichen Bereich des Studiums, welche über das Kursangebot der OVGU hinausgeht. Hierbei liegt der Fokus vor allem auf deutsch-polnischen Beziehungen im europäischen Kontext und der unterschiedlichen Auseinandersetzung innerhalb der Erinnerungskultur mit der miteinander verwobenen Geschichte. So konnte der thematische Schwerpunkt der Erinnerungskultur, der bisher in PM 1 bis PM 3 gelegt wurde, perspektivisch erweitert werden. Zudem wurden Kurse belegt, die die Entwicklung der kulturellen Elemente Film und Literatur in Polen behandeln, wodurch inhaltliche Kompetenzen in diesem Themenbereich aufgebaut werden konnten.
Bewerbungsverfahren an der Hochschule:
Das Bewerbungsverfahren war durch die Bewerbung über das Erasmus+-Programm sehr einfach. Nach der Zusage von der Universität Wrocław konnte ich mich über die übersichtlich gestaltete Bewerbungsseite bewerben. Dafür mussten persönliche Daten wie Name und Adresse angegeben und die gewählten Kurse in eine Tabelle eintragen werden. Der Prozess wurde durch die freundlichen und immer hilfsbereiten Erasmus-Koordinator:innen in Magdeburg und Wrocław begleitet, die bei Fragen schnell reagiert haben.
Anreise:
Nach Wrocław bin ich mit dem Zug gefahren und musste dank Direktverbindung aus Berlin von Magdeburg aus nur ein Mal umsteigen. Mit BahnCard 50 habe ich zwischen 30 und 40 Euro gezahlt, je nach Zugauslastung und Buchungsdatum.
Organisatorisches
Ich würde an dieser Stelle vor allem ein polnisches Bankkonto empfehlen, da dieses wie in Deutschland auch für alle unter 26 Jahren kostenlos ist. Im Alltag und zum Miete zahlen erleichtert das einiges und zieht keine unnötigen Transaktionsgebühren nach sich. Zudem habe ich mir auch eine polnische Prepaidkarte für mein Handy besorgt, die relativ unkompliziert mit einem kleinen Betrag monatlich aufgeladen werden kann.
Empfang an der Partnerhochschule, Einschreibung, Campus und Studienort:
An der Universität gab es eine Willkommensveranstaltung bei der alle Internationals zusammen begrüßt wurden. Danach folgte eine Woche, in der wir die Möglichkeit hatten, die Koordinator:innen verschiedener Fakultäten und andere Studierende kennenzulernen. Alle Termine und Orte wurden uns frühzeitig mitgeteilt und falls doch Fragen aufkamen, war nach einer Mail alles schnell geklärt. Zudem gab es ein kleines Rahmenprogramm, das von den Studierenden der Uni organisiert wurde.
Der Studierendenausweis konnte im Sekretariat unkompliziert gegen eine Gebühr von ungefähr 20 Złoty (ca. 5 Euro) abgeholt werden. Der Campus der Universität Wrocław besteht aus einzelnen Gebäuden der Fakultäten, die in meinem Fall fußläufig voneinander entfernt in der Innenstadt lagen. Es kann jedoch je nach Kurswahl auch passieren, dass einige Wege zu den Veranstaltungen mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden müssen. Es gibt eine große Hauptbibliothek, in der die Gruppenarbeitstische im Erdgeschoss frei zugänglich sind.
Studium an der Partnerhochschule:
Das Studium an der Universität Wrocław war sehr gut organisiert und bot die Möglichkeit meine Studieninhalte thematisch zu vertiefen. Die Teilnehmer:innenzahl der Seminare war überschaubar (zwischen drei und zwölf Studierende), was Raum für intensiven Austausch und Fragen geboten hat. Zudem haben einige Lehrpersonen den Lehrplan an die Interessen angepasst, was das Engagement aufzeigt, das sie ihrer Lehre entgegenbringen. Rundum bin ich sehr zufrieden, auch wenn mich der Kurs zur polnischen Literatur stellenweise enttäuscht hat. Ich würde jeder Person raten, die ihr Auslandssemester in Polen und vor allem in Wrocław verbringt, einer Stadt also, die über viele Jahrhunderte hinweg als Breslau deutsch war, mindestens einen Kurs am Willy-Brandt-Zentrum zu belegen, um mehr über die deutsch-polnische Vergangenheit und Gegenwart und ihre Verknüpfungen zu lernen.
Prüfungen:
In allen Seminaren ist die mündliche Beteiligung über das Semester mit in die Endnote eingeflossen, zudem mussten in drei Seminaren als Leistungsnachweise Vorträge gehalten werden. Am Ende des Semesters wurden in drei Seminaren Klausuren geschrieben, wobei diese von der Art nicht mit den klassischen Prüfungen in Magdeburg vergleichbar sind. Denn die schriftlichen Prüfungen in Wrocław stellten keine reine Abfrage von gelerntem Wissen dar, sondern dienten eher einer Reflexion für uns selbst und die Lehrperson.
Wohnen, Nahverkehr, Freizeit und Alltag:
In Wrocław gibt es mehrere Studierendenwohnheime, für die man sich zeitnah anmelden kann. Die Unterbringung erfolgt meist zu zweit in einem Zimmer. Es ist aber auch möglich in einer (polnisch- oder englischsprachigen) WG zu wohnen, um ein eigenes Zimmer für sich zu haben.
Für Studierende gibt es die Möglichkeit ein Semesterticket für fünf Monate zu erwerben. Dieses hat 245 Złoty (ca. 55 Euro) gekostet und lohnt sich für jede Person, die nicht zu jeder Wetterlage und Jahreszeit mit dem Fahrrad unterwegs ist. Das Verkehrsnetz sehr gut ausgebaut, sodass zu jeder Tageszeit Busse und Bahnen in regelmäßigen Abständen fahren.
Wrocław hat an Freizeitmöglichkeiten je nach Lust und Interesse sehr viel zu bieten. Mit zwei Studiokinos (Nowy Horyzonty und DCF), in denen meist Filme in Originalsprache mit polnischen Untertitel laufen, kleineren Galerien und modernen Kunstmuseen und Theatern ist für kulturelle Unterhaltung gesorgt. Für sportliche Aktivitäten können entweder über den Hochschulsport der Uni Kurse gebucht oder öffentliche Sportanlagen genutzt werden. Am Wochenende gibt es regelmäßig stattfindende (Floh)märkte, die definitiv einen Besuch wert sind. Dort kann man von Kleidung über Gebrauchsgegenstände bis hin zu Lebensmitteln alles finden. Auch das Nachtleben lässt mit seinen vielen Kneipen nicht zu wünschen übrig. Bei Spaziergängen durch die Stadt begegnet man auch vielen Cafés, die sehr gemütlich eingerichtet sind. Zudem gibt es alternative Kulturzentren, die Workshops, Lesungen und Diskussionen veranstalten, zum Großteil auf Polnisch, es ist aber natürlich auch möglich mit einem nicht so großen Polnischwortschatz vorbeizukommen und sich darauf einzulassen, denn die Menschen vor Ort freuen sich und sprechen auch meist Englisch.
Warum eignet sich die Universität besonders für CE-Studierende?
Die Universität Wrocław bietet Studierenden die Möglichkeit einer vertiefenden Auseinandersetzung mit der Geschichte und Kultur Polens und Mittelosteuropas und stellt somit eine themenspezifische Erweiterung des Kursangebots der OVGU dar. Hervorgehoben werden können an dieser Stelle vor allem die Lehrveranstaltungen am Willy-Brandt-Zentrum, in welchen das Verhältnis zwischen Polen und Deutschland im europäischen Kontext thematisiert wird und das so zu einen interkulturellen Perspektivwechsel anregt und einen Rahmen zur Gegenwart in Polen spannt, wodurch die Kontinuität gesellschaftlicher Strukturen und die Auswirkungen vergangener geschichtlicher Ereignisse aufgezeigt werden. Die Methodik der dort angebotenen Seminare konzentriert sich auf einen inhaltlichen Austausch, dem die zur Verfügung entstellte Literatur zu Grunde liegt und fördert somit eine kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten und das Hinterfragen der eigenen Perspektive.
Fazit:
Die Inhalte der Kurse aus dem Auslandsaufenthalt haben mein Studium durch die erworbenen Kenntnisse zur polnischen Geschichte, Politik und Kultur stark bereichert. Enttäuscht hat mich hierbei nur der Kurs zur polnischen Literatur, da dieser von der Lehrperson unzureichend vorbereitet wurde, wodurch es an Struktur gefehlt hat und der Lehrplan nur teilweise erfüllt wurde. Die Diskussionen und Fragen, die in den übrigen Seminaren aufgekommen sind und sich nicht einfach so beantworten lassen, werden mich noch lange gedanklich begleiten und in meinen weiteren Studienverlauf in Magdeburg einfließen, um den gesellschaftspolitischen Verschränkungen und Entwicklungen zwischen Deutschland und Polen mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Dies wurde neben der Auseinandersetzung im Studium auch durch den solidarischen Umgang der Pol:innen untereinander und den Mut so vieler bereichert, die sich klar gegen die regierende rechtskonservative PiS-Partei und ihre Politik stellen, welche demokratische Strukturen in der Gesellschaft kontinuierlich verschwinden lässt.